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Wilde Farben: HauptAutorin Caroline Ross im Interview

Ähnlich wie bei der Slowfood- und Slowflower-Bewegung, könnten wir in Bezug auf das neue Buch von Caroline Ross über eine Slowcolour-Bewegung sprechen. Denn auch hier geht es um regionale und nachhaltige Produktion – in diesem Fall von Malfarben. Die Autorin zeigt in «Wilde Farben», wie man aus den Pigmenten, die die Böden in unserer Umgebung beherbergen, Malfarben wie Aquarellfarben, Gouache, Tempera, aber auch Tuschen, Pinsel und Stifte herstellen kann.

Im Interview ist sie uns Rede und Antwort gestanden und verrät, wo man besonders geeignete Materialien finden kann und wie auch Anfänger:innen ganz leicht in die Farbherstellung einsteigen können.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Farben aus natürlichen Materialien herzustellen?

Ich habe schon als kleines Kind angefangen, natürliche Farben aus Erde herzustellen, indem ich im Garten mit Matschkuchen und bunten Beeren wie Brombeeren, Fuchsien und den Blütenblättern von Rosen, Ringelblumen und Kapuzinerkresse spielte. Es hat viele Jahre gedauert, bis ich 2016 in Kursen mit Daniel Chatto, The Royal Drawing School in London, ernsthafter (aber immer noch mit viel Freude) an ihnen arbeiten konnte. Seitdem erforsche und verfeinere ich Methoden und Rezepte in meiner eigenen Atelierpraxis.

Was war zuerst da: die Farbe, die Sie in der Natur gefunden haben, oder der Wunsch, eine bestimmte Farbe aus Naturmaterialien herzustellen?

Der Wunsch, mit dem zu arbeiten, was die Natur bietet, ist die Grundlage meiner gesamten Arbeit. Als ich anfing, hatte ich keine bestimmte Farbe im Sinn, sondern wollte nur die Möglichkeiten des Landes um mich herum und die Abfälle oder weggeworfenen Produkte, die die Menschen nicht wertschätzen, erkunden. Ich liebe es, das zu nutzen, was im Überfluss vorhanden und ungenutzt ist, z. B. alte Baumaterialien, „invasive“ Pflanzenarten und Reste von der Herstellung von Lebensmitteln oder Korbwaren.

Haben Sie Tipps, wo man besonders viele / gute Materialien für die eigenen Naturfarben finden kann?

Aus dem Staub von Steinbrüchen oder von Steinmetzen und Bildhauern lassen sich oft hervorragende Pigmente gewinnen. Dieser Steinstaub kann als helles Pigment verwendet werden oder mit hellen Farben gemischt werden, um ihnen Körper zu verleihen, z. B. mit Gouache.

An wen richtet sich Ihr Buch? 

Mein Buch richtet sich an normale Menschen jeden Alters und jeder Herkunft, die sich gerne tiefer mit der Natur verbinden und Kunst machen möchten, die nicht die Erde kostet. Es ist auch für praktizierende Künstler geeignet, die ihre Materialien umweltverträglicher gestalten wollen.

 

Gibt es eine Art der Farbherstellung, die besonders für Anfänger:innen geeignet ist?

Anfänger:innen können ganz einfach ein wunderbares Orange herstellen, indem sie alte zerbrochene Terrakotta-Ziegel oder Kacheln finden, die überall auf der Welt vorkommen, und sie in einem Mörser und Stößel zerkleinern und dann durch ein Sieb streichen. Diese einfache Methode eignet sich auch für Lehm, weiche Kieselsteine, Kreide und Holzkohle. Alternativ kann man auch eine Handvoll bunter, essbarer Beeren, die vielleicht schon etwas zu alt zum Essen sind, sanft kochen und damit eine schöne, einfache Tinte herstellen. Diese Beerenfarben sind nicht lichtecht, aber sie eignen sich wunderbar für die Arbeit mit Kindern und für sofortige Projekte, die nicht lange halten müssen, wie zum Beispiel Geburtstagskarten.

Haben Sie eine Lieblingsfarbe in Ihrer eigenen Farbpalette?

Meine Lieblingsfarbe wechselt von Jahr zu Jahr! Eine Zeit lang war es der tiefrote Hämatit, der als Hauptaquarell in meinem Buch zu sehen ist. Aber im Moment bin ich in Malachit verliebt, ein leuchtendes Türkisgrün, das aus diesem Halbedelstein hergestellt wird. Die Farbe macht süchtig!

Fotos: © Caroline Ross
Die Fotos stammen zum Teil aus dem Buch und zum Teil von Caroline Ross privat.

ORIGINALINTERVIEW IN ENGLISCH

How did you come to start making colours from natural materials?

I started making natural colours from earth as a young child playing in the garden with mud pies and brightly coloured berries such as blackberries, fuchsia berries and the petals of flowers like roses, marigolds and nasturtiums. It was many years before I was able to make them more seriously (but with still much enjoyment) in 2016 at courses with Daniel Chatto The Royal Drawing School in London. Since then I have been researching and refining methods and recipes in my own studio practice.

What came first: the colour you found in nature, or the desire to make a particular colour from natural materials?

The desire to work with what nature offers is the basis of all my work. I did not have particular colour or paint in mind when I started, only to explore the possibilities of the land around me and of the waste or discarded products people didn’t value. I love to make use of what is abundant and unused, such as old building materials, ‚invasive species‘ of plants, and leftovers from making food or basketry.

Do you have any tips for places where one can find particularly many / good materials for one’s own natural colours?

You can often find excellent pigments from the dust from quarries or from monumental masons or sculptors in stone. This stone dust can be used as a pale pigment, or to mix in with bright colours to give them body, such as with gouache. They also make great bases for pastels.

Who is your book aimed at? 

My book is aimed at ordinary people of any age or background who would love to connect more deeply with nature and make art that doesn’t cost the Earth. It is also suitable for practising artists who want to make their materials more environmentally sustainable.

Is there a way of making colours that is particularly suitable for beginners?

Beginners can easily make a wonderful orange by finding old broken terra cotta bricks or tiles, common throughout the world, and crushing them in a pestle and mortar, then passing them through a sieve. This simple method also works for clays, soft pebbles, chalk and charcoal. Alternatively, just gently boiling a handful of brightly coloured edible berries which are perhaps a little too old to eat will still make a lovely simple ink, when stained. These berry colours are not lightfast, but they are wonderful for making with children, and for instant projects that do not have to last, such as making birthday cards.

Do you have a favourite colour in your own colour palette?

My favourite colour changes year to year! For a while it was the deep red haematite that is shown as the main watercolour in my book. But right now I am in love with malachite, a bright turquoise green made from the semi precious stone. Colour is addictive!

 


Caroline Ross nutzt Materialien aus der Natur, um Kunstwerke zu schaffen – von kleinen Illustrationen bis hin zu großen Wandbildern. Sie lebt in Südengland, wo sie Kurse im Zeichnen und in der Herstellung von Malfarben und weiteren Künstlermaterialien hält. Ross hat Malerei an der Chelsea School of Art studiert und ist Mitglied des Dark Mountain Project und dem Wilderness Art Collective.

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